In ›Totenfrau‹, dem neuen Stück des Kriminal-Theaters, wird eine Bestatterin unverhofft zur Ermittlerin.
Als ihre Eltern ertrinken, liegt Brunhilde in der Sonne und chillt. Ein Unfall, wird sie später der Polizei erzählen. Sie habe Kopfhörer getragen, laute Musik angehabt, nichts gehört. Überhaupt gar nichts. Nicht die Schreie, nicht das Prusten. Vergesst nicht, die Leiter runter zu klappen, habe sie noch gerufen, als ihre Eltern vom Segelboot ins Wasser hüpften, um schwimmen zu gehen. Und jetzt das. Eine Tragödie. Ein Albtraum.
Während der herbeigerufene Ermittler der jungen Frau zu glauben scheint, hat der Zuschauer da so seine Zweifel. Er weiß schließlich, dass Brunhilde lügt; dass sie sehr wohl was gehört hat, dass sie liegen geblieben ist. Trotz der Schreie, trotz des Prustens. Dass sie, als es still wurde, als nur noch das sanfte Plätschern des Wassers zu hören war, tiefenentspannt konstatierte: »Meine Eltern – bedauerlicherweise ertrunken.«
›Totenfrau‹ heißt das neue Stück des Bremer Kriminal-Theaters, das am Freitag Premiere feierte – und sehr bald wird klar, dass dieser Titel auf zweierlei anspielt.
Weser-Kurier, 17.11.2019